Beim Marathon kommt der Ernährung eine besonders wichtige Rolle zu. Und das nicht erst am Wettkampftag. Worauf es ankommt und was Läuferinnen und Läufer beachten müssen, darüber hat Tobias Ohlenschläger von iQ athletik mit der Ernährungsexpertin Nina Fischer von Food Thinking gesprochen – einem Partner von iQ athletik.
Die Tage vor dem Wettkampf stehen ganz im Zeichen der „Carbs“ - der Kohlenhydrate, unserem Hauptenergielieferant. Denn für einen erfolgreichen Marathon sollten deine Energiespeicher von Anfang an gut gefüllt sein. Besonders 1 bis 2 Tage vor dem Wettkampf geht es darum, möglichst viele schnelle Kohlenhydrate aus hellem Brot, Säften und Schorlen und Kohlenhydrate aus Beilagen wie Nudeln, Reis, Kartoffeln, usw. aufzunehmen, damit diese in Leber und Muskeln als Energie (Glykogen) gespeichert werden können. Diese Glykogenspeicher dienen als Energiereserven, die während des Wettkampfs genutzt werden können.
Für den Marathonlauf solltest du bereits 4-6 Tage vor dem Wettkampf auf eine ausreichende Kohlenhydratzufuhr bei deinen Mahlzeiten achten (siehe Diagramm). Die Kohlenhydrate kannst du neben den Mahlzeiten, auch über Getränke wie z.B. Saftschorlen und Sportlergetränke aufnehmen. Die Empfehlung der Menge liegt dabei bei rund 8-10 g Kohlenhydrate pro Kilogramm Körpergewicht am Tag. Das sind bei einer 60 kg schweren Person ca. 480-600 g Kohlenhydrate am Tag, bei 80kg ca. 640g-800 g Kohlenhydrate am Tag. Die kohlenhydratreichen Mahlzeiten, Snacks und Getränke sollten über den Tag gleichmäßig verteilt werden.
Carboloading: Tagesbeispiel für 500 g Kohlenhydrate
So wie im folgenden Diagramm gezeigt, könnte z.B. die Verteilung auf deinem Teller aussehen, damit du ausreichend Kohlenhydrate zu dir nimmst. Das Ganze solltest du durch eine große Portion Gemüse und/oder Salat ergänzen.
Daraus kannst du schließen, dass das Carboloading („Kohlenhydrate aufladen“) eine wichtige Voraussetzung dafür ist, einen Marathon laufen zu können. Mit leeren Glykogenspeichern könntest du die Leistung nicht lang genug aufrechterhalten und deine Muskeln würden früher oder später „schlapp machen“.
Neben einer optimalen Kohlenhydratversorgung sollten deine Hauptmahlzeiten auch immer eiweißreiche Lebensmittel, wie Fleisch, Fisch, Tofu, Quark, Ei, Tempeh etc. beinhalten. Kurz vor dem Wettkampf ist es hilfreich, auf sehr fett- und ballaststoffreiche Lebensmittel zu verzichten. Achte hierfür auf den Fettgehalt, den du bei verpackten Lebensmitteln in der Nährwerttabelle ablesen kannst. Zubereitungsformen, die wenig Fett benötigen sind Dämpfen, Dünsten und Grillen. Weniger geeignet sind Frittieren, starkes Anbraten und Panieren.
Die Tage vor dem Wettkampf solltest du keine Ernährungsexperimente durchführen. Du solltest nur zu Lebensmitteln und Speisen greifen, die du bisher immer gut vertragen hast.
Welche Lebensmittel i.d.R. nicht so gut vertragen werden und welche Alternativen es dazu gibt, findest du in folgender Tabelle:
Schlecht verträgliche Lebensmittel | Gut verträgliche Lebensmittel |
Schnitzel, Braten, geräucherte und gepökelte Wurst, Salami, Speck, Leberkäse |
Puten- und Hähnchenbrust, magerer Schinken, gedünsteter Fisch |
Naturreis, Wildreis, grob körniges Brot, frisch gebackenes Brot, Pumpernickel |
Bauernbrot, Laugenstange, helles Brötchen, Toast, Zwieback, Haferflocken, Maiswaffeln, Quinoa |
Rohkost, Salat, blähendes Gemüse wie Kohl, Pilze, Rettich, Pommes, Bratkartoffeln, Kartoffelsalat |
Gedünstetes Gemüse z.B. Zucchini, Kürbis, Karotte, Brokkoli, |
Rohes Obst, unreifes Obst, Obst mit Schale |
Datteln, Banane, Beeren, Melone, reifes Obst, Apfelmus, Kompott |
Fette Milchprodukte in großen Mengen, Sahne, Mascarpone, Schmand, Creme fraiche |
Naturjoghurt, Magerquark, Skyr, Milch, |
Blätterteig, Mürbeteig, Plunderteig, fettreiche Süßspeisen, Schokolade, Speiseeis cremig |
Vanillepudding, Grießbrei, Milchreis, Hirsebrei, Joghurt mit Beeren, Selbstgemachter Pfannkuchen, trockener Kuchen, Bananenbrot |
Während eines Marathons solltest du 60-90 g Kohlenhydrate pro Stunde aufnehmen. Du kannst sowohl flüssige Kohlenhydratquellen wie Sportgetränke als auch Snacks wie Energieriegel, -gels oder (Trocken)obst verwenden. Kohlenhydrate solltest du ca. alle 30-45 Minuten zuführen, um deine Leistung aufrechtzuerhalten. Tipp: Informiere dich im Vorhinein, wo die Verpflegungsstellen positioniert sind und was diese anbieten. So kannst du das angebotene Produkt schon einmal zu Hause testen. Generell solltest du alle Produkte, die du verwenden willst, im Training vorher ausgiebig testen, um eine Unverträglichkeit während der Belastung auszuschließen.
Für eine schnelle Regeneration nach einem Marathon ist es wichtig, direkt nach dem Lauf Kohlenhydrate aufzunehmen. Achte also darauf, dass du nach der Zieldurchquerung etwas Kohlenhydratreiches wie ein Getränk, eine Banane, einen Riegel oder ein Geld zur Verfügung hast. Direkt danach ist ein Shake oder Snack, der gleichzeitig Kohlenhydrate und Proteine liefert, sehr unterstützend für deine Regeneration. Ergänzend solltest du deinen Flüssigkeitshaushalt im Blick haben und ausreichend trinken. Wenn du einen Snack zu dir genommen hast, kannst du ca. drei Stunden nach dem Lauf eine große, vollwertige Mahlzeit einplanen, die aus Kohlenhydraten wie Nudeln, Protein wie Hülsenfrüchten und viel Gemüse besteht.
Vielen Dank für das Gespräch!
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